tDCS und Neurofeedback: Praxiserfahrung und Forschungserkenntnisse im Fokus - Erfolgreiche Tagung mit renommierten Dozenten
Mit Begeisterung blicken wir auf den 2. Fachtag und das 14. Anwendertreffen Neuromodulation zurück. Über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Ergotherapie haben sich in Ilmenau eingefunden, um sich über neuromodulative Therapien mit transkranieller Gehirnstimulation (tDCS) und Neurofeedback zu informieren und intensiv auszutauschen. Ein Drittel der Gäste hatte noch keine Erfahrung mit den Methoden, während der Großteil bereits mit Geräten von neurocare arbeitet. Lassen Sie uns in Worten und Bildern auf die ereignisreiche Tagung zurückblicken.
Beiträge zur tDCS - transkranielle Gleichstromstimulation
Prof. Andrea Antal vom Non-Invasive Brain Stimulation Laboratory in der Universitätsmedizin Göttingen hat die Sicherheit der tDCS ausführlich untersucht. Sie berichtete, dass bisher keine unerwünschten Veränderungen an wichtigen neuronalen Markern, im MRT- und EEG nachgewiesen werden konnten. Die klinisch evaluierten Standard-tDCS-Protokolle können nach aktuellem Forschungsstand als sichere Therapien bewertet werden. Sie berichtete außerdem aus der Ambulanz für nichtinvasive Gehirnstimulation, wo die tDCS erfolgreich bei Patienten:innen mit Fibromyalgie und anderen chronischen Schmerzsyndromen angewendet wird. Sie verwies auf die Kombination von tDCS mit Meditationsverfahren. Gemeinsam mit ihren Arbeitsgruppen setzt sich Frau Prof. Antal für die Anerkennung der tDCS durch die Krankenkassen ein.
Ein spannendes Forschungsprojekt wurde von Assoc. Prof. Sara Assecondi von der Universität Trient, Italien präsentiert. Ihr Forscherteam entwickelt eine Anwendung zur Verbesserung bzw. Wiederherstellung des Arbeitsgedächtnisses. Hierbei wird tDCS mit einem neuen kognitiven Training kombiniert, wobei individuelle Charakteristiken berücksichtigt werden. Offensichtlich bringt die Kombination mit tDCS je nach individuellen Voraussetzungen unterschiedliche Ergebnisse, weshalb eine Personalisierung angestrebt wird. Auch Heimanwendung ist geplant.
Frank Schmidt-Staub, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie aus Hannover, verwendet die tDCS z. B. bei verschiedenen psychiatrischen / psychosomatischen Anwendungsfeldern und neurologischen Erkrankungen (siehe auch Rückblick Anwendertreffen 2022). In diesem Jahr hat er Patientenbeispiele zu Epilepsie, hyperkinetischen Bewegungsstörungen, dementiellen Erkrankungen und Long Covid / chronischer Fatique ausführlich vorgestellt.
Beiträge zum Neurofeedback
Edith Schneider, Ergotherapeutin und Ärztin in Stuttgart, berichtete über Neurofeedback als eine effektive Therapie für Menschen mit schwerem Trauma. Sehr eindrucksvoll leitete sie anhand neurophysiologischer Veränderungen im Gehirn traumatisierter Menschen her, warum sie bei allen Betroffenen SCP-Neurofeedback einsetzt. Das Training fördert die Selbstregulation und Selbstwahrnehmung. Durch die Stärkung der Netzwerkverschaltungen können Schmerzen reduziert und eine Vielzahl psychischer Auffälligkeiten verbessert werden.
Wenn Sie sich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchten, bietet sich der Workshop „Schmerzen und Trauma – therapeutische Möglichkeiten mit Neurofeedback und Biofeedback“ an. Edith Schneider und ihre Kolleg:innen bieten außerdem praxisgerechte Grund- und Aufbaukurse zum Neurofeedback an.
In der Praxis der Psychologin Andrea Schramm werden Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen oder Problemen in der Stressbewältigung, Schlaf, Konzentration, Gedächtnisstörungen, mentaler Erschöpfung und Kopfschmerzen behandelt. Frau Schramm ist begeistert vom SCP-Neurofeedback, das sie sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen einsetzt. In ihrem Vortrag empfahl sie, sich trotzdem intensiv mit allen EEG-Neurofeedbackmethoden auseinanderzusetzen, um den Patienten fundiert erklären zu können, was die Therapie mit SCP bezweckt. Sie empfahl außerdem, sich mit Ärzten, anderen Therapeuten und Einrichtungen zu vernetzen und gab detaillierte Tipps für den Umgang mit der Methode.
Prof. Kerstin Hödlmoser von der Universität Salzburg präsentierte eine Studie zum SMR-Neurofeedback bei schweren Schlafstörungen. Obwohl die objektiven Schlafmarker von Menschen ohne Insomnie eher verbessert wurden als die von Betroffenen, bewerteten letztere ihren Schlaf subjektiv dennoch besser als vor dem Training. Dies zeigt das Potenzial von Neurofeedback, um auch bei schweren Schlafstörungen zumindest eine subjektive Verbesserung zu erzielen.
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Wir möchten uns herzlich bei unseren Referentinnen und Referenten aus Praxis und Forschung für ihre tiefgründigen Einblicke in ihre Arbeitsweise und Forschungsergebnisse bedanken.
Ein besonderer Dank geht auch an Christine Harteb und Tina Schmidt von der Praxis Lorenz in Ohrdruf und Ilmenau. Die beiden Ergotherapeutinnen haben während des "Fachtages Neuromodulation" ausführlich über ihre Arbeit mit tDCS und Neurofeedback berichtet. Dabei gaben sie viele wertvolle Tipps zur Integration der Methoden in den therapeutischen Alltag.
Der nächste Fachtag Neuromodulation findet am 14. Juni 2024 wieder in Ilmenau statt. Direkt im Anschluss, am 15. - 16. Juni, folgt das Anwendertreffen Neuromodulation.
In der Zwischenzeit bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die einzelnen Methoden näher kennenzulernen. Die neurocare academy bietet das ganze Jahr über professionelle und intensive Schulungen zu tDCS und Neurofeedback an. Hier finden Sie unser Schulungsangebot.
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Bilder: © neurocare group AG