Metaanalyse bestätigt: evidenzbasiertes Neurofeedback hilft Kindern mit ADHS dauerhaft

Februar 25, 2018 - neurocare group

München, 26.02.2018. Eine Studie, die gerade in der medizinischen Fachzeitschrift European Child & Adolescent Psychiatry veröffentlicht wurde, zeigt, dass Neurofeedback langfristig positive Auswirkungen auf Kinder mit ADHS hat.

Neurofeedback ist eine nicht-invasive Therapie, mit der die Gehirnaktivität trainiert wird, indem EEG-Wellen über Elektroden auf einem Computerbildschirm visualisiert und dem Patienten in Echtzeit zurückgemeldet werden. Es ist nachgewiesen, dass Kinder mit ADS/ADHS durch Neurofeedback ihre ADHS-­Symptome, insbesondere die Unaufmerksamkeit und Impulsivität, verbessern können. Für die Wissenschaftler galt es nun zu überprüfen, ob die genannten Wirkungen dauerhaft sind und ob die Methode eine sinnvolle Alternative zur Verschreibung von Medikamenten darstellt.

In der vorliegenden Studie haben dise Forscher die Daten von mehr als 500 Kindern mit ADHS zusammengestellt und die Ergebnisse von Neurofeedback, Medikamentengabe und "inaktiven" (keine Behandlung) Bedingungen verglichen. Um die Daten so kritisch wie möglich zu interpretieren, waren an der Auswertung Forscher mit ganz unterschiedlichen Ansichten zu Neurofeedback beteiligt.

Sie fanden heraus, dass die Wirkung von Neurofeedback über einen längeren Zeitraum anhält, wobei bedeutende Besserungen 6 Monate nach Ende der Therapie beobachtet wurden. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Verbesserungen durch Neurofeedback nicht nur bestehen bleiben, sondern sich tendenziell nach dem Therapieende sogar weiter steigern, ohne dass weitere Trainingssitzungen erforderlich sind.

Dr. Martijn Arns, einer der beteiligten Wissenschaftler vom Forschungsinstitut Brainclinics in den Niederlanden ist sich sicher, dass Neurofeedback eine nützliche Therapieoption für Kinder mit ADHS darstellt.

Diese Metaanalyse zeigt, dass Neurofeedback 6 Monate nach Therapieende eine vergleichbare Wirksamkeit zeigt wie aktive Behandlungen, einschließlich Medikamenten. Damit eröffnet sich die Option, Medikamente eher zur kurzfristigen Symptomlinderung einzusetzen und mit Hilfe von Neurofeedback eine langfristige Verbesserung der ADHS-Symptome zu erzielen. Hinzu kommt, dass Neurofeedback fast keine Nebenwirkungen hat.

Die Ergebnisse beziehen sich auf evidenzbasierte Neurofeedback-Methoden (wie Training der langsamen kortikalen Potentiale – SCP -, des sensomotorischen Rhythmus – SMR - und der Theta/Beta-Aktivität) und können daher nicht auf alle Formen des Neurofeedbacks verallgemeinert werden.

Ist Neurofeedback das neue Ritalin?
Während Kinder und Jugendliche mit ADHS nach wie vor sehr häufig psychostimulierende Medikamente wie "Ritalin" erhalten, zeigten schon frühere Untersuchungen, dass Medikamente nach zweijähriger Anwendung in ihrer Wirksamkeit nachlassen1,2 und verschiedene Nebenwirkungen wie Angst, Übelkeit und Schlafstörungen verursachen können.

Neurofeedback erregte als medikamentenfreie Therapie in den letzten10 Jahren wachsendes Interesse aufgrund seines Potenzials einer wirksamen, spezifischen und zeitlich begrenzten Behandlung ohne bekannte schwere Nebenwirkungen.

1 Molina BSG et al., 2009: The MTA at 8 Years: Prospective Follow-Up of Children Treated for Combined Type ADHD in a Multisite Study
2 Swanson JM et al., 2017: Young adult outcomes in the follow-up of the multimodal treatment study of attention-deficit/hyperactivity disorder: symptom persistence, source discrepancy, and height suppression.

Quelle

Jessica van Doren, Martijn Arns, Hartmut Heinrich, Madelon A. Vollebregt, Ute Strehl, Sandra K. Loo (2018). Sustained effects of neurofeedback in ADHD: a systematic review and meta-analysis. European Child & Adolescent Psychiatry,  https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00787-018-1121-4

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