tDCS - Erfahrungen aus einer Praxis für Psychiatrie und Neurologie
Oktober 13, 2020 - neurocare group
"tDCS ist mittlerweile aufgrund der guten Wirksamkeit und einfachen Handhabung ein fester Bestandteil unseres therapeutischen Ansatzes geworden." Die Praxis von Frank Schmidt-Staub, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie hat sich neben medikamentösen Therapien auf eine Behandlung mit modernen technischen Verfahren spezialisiert. Seit einigen Jahren zählt dazu die tDCS. Hier lesen Sie, wie Herr Schmidt-Staub die Methode einsetzt und welche Erfolge er damit erzielen kann:
„Wir behandeln in unserer Facharztpraxis mit diversen neurophysiologisch orientierten Therapiemethoden, unter anderem seit 2014 mit tDCS, rTMS und Neurofeedback. Diese Verfahren haben sich als Alternativen oder Ergänzung bei komplexen psychosomatischen und psychiatrisch-neurologischen Krankheitsbildern bewährt. Dabei sind wir mittlerweile spezialisiert auf therapieresistente Verläufe, die auf die bisherige leitliniengerechte Therapie nicht oder nicht zufriedenstellend angesprochen haben.
tDCS setzen wir regelmäßig bei der Behandlung von depressiven Episoden, von Angsterkrankungen und in der Schmerztherapie ein. Dabei haben wir besonders bei Fibromyalgie-Patienten und chronischen Schmerzpatienten sehr gute Erfahrungen gemacht.
Die entsprechenden Stimulationsorte wählen wir nach wissenschaftlichen Protokollen aus Doppelblindstudien. Dabei erzielen wir vor allem im Bereich des dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) und des sensomotorischen Kortex sehr gute klinische Ergebnisse. Im Falle des positiven Ansprechens nach 5 bis 10 Tagen arbeiten wir meist mit täglichen Anwendungen über 15 Sitzungen (3 Wochen). Bei komplexen Fällen hat sich auch die Intervalltherapie mit gleichen Stimulationen alle 3 Monate bewährt, womit bisher auch langfristig gute Ergebnisse erreichbar waren.
Neben den üblichen 2-Elektroden-Verfahren haben wir in der Neurorehabilitation auch gute Erfahrungen zur Therapie der Hemispastik mit bikathodaler Stimulation (4 Elektroden durch Splitterkabel) über dem sensomotorischen Kortex gemacht. Dabei gab es neben Verbesserungen der Spastik auch nach länger zurückliegender Läsion (im bisher längsten Fall Schlaganfall vor 5 Jahren) gute motorische Verbesserungen, außerdem kognitive Verbesserungen, im Falle von linkslateralen Läsionen auch positive Effekte auf Wortfindung und Sprachfluss.
Die tDCS-Therapie ist außerdem eine sehr gute Option bei Patienten, die eine medikamentöse Behandlung nicht wünschen, oder bei denen aus medizinischer Sicht zunächst nicht-medikamentöse Methoden Sinn machen. Die Anwendungsoptionen sind vielfältig, z. B. sind nach umfangreicher Abklärung der Ursachen auch leichte kognitive Störungen gut modulierbar. Die verschiedenen Verfahren ergänzen sich in der Anwendung. tDCS ist mittlerweile aufgrund der guten Wirksamkeit und einfachen Handhabung ein fester Bestandteil unseres therapeutischen Ansatzes geworden.“
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Bild: istock-1065782758